Reiseapotheke
Objektdaten
Inv.-Nr.: 00139
Entstehungszeitraum: 1. Hälfte 18. Jahrhundert
Herkunft: Süddeutschland
Maße: 15 x 14,3 x 16 cm
Im 18. Jahrhundert besaßen nur größere Ortschaften eine Apotheke, und selbst wenn dies der Fall war, konnte ein Reisender nicht davon ausgehen, dass die benötigten Mittel verfügbar waren. Die Reiseapotheke beinhaltete die nötigen Arzneien, um kleinere Beschwerden auf Reisen selbst behandeln zu können. Standardisierte Medikamente gab es noch nicht und so informierten Kräuter- und Arzneibücher darüber, welche Arzneimittel man vom Apotheker kaufen sollte oder auch selbst herstellen konnte.
Einfache Haus- und Reiseapotheken waren bereits im Mittelalter bekannt. In größerem Umfang wurden sie ab dem 17. und beginnenden 18. Jahrhundert hergestellt. Aufbau und Machart dieses Objektes sind typisch für süddeutsche Reiseapotheken aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Diese Stücke unterscheiden sich lediglich durch ihre Größe und das im Deckel eingeklebte Papier. Der truhenförmige Holzkasten ist mit eisernen Bändern und einem Henkel versehen und lässt sich an der Vorderseite mit einem Schlüssel öffnen. Die vorderen Ecken lassen sich nach Aufklappen des Deckels seitlich ausschwenken. Sie geben den Blick frei auf Fächer für kleine Gefäße und schmale Schubladen. In den zahlreichen kleinen Fächern ließen sich Arzneien gut geschützt transportieren. Die Schubladen boten Platz für kleine Utensilien, in Papier eingeschlagene Medikamente, teilweise auch Waagen und Medikamente. Der Innendeckel, die Schubladen und Fächer sind mit einer bunten Tapete ausgekleidet. Diese recht aufwendigen Reiseapotheken waren einer finanzkräftigen Kundschaft vorbehalten, die sich eine eigene Kutsche leisten konnte; bei anderen Formen des Reisens wäre die Mitnahme dieser Kästen wohl zu beschwerlich gewesen.